Jungwildrettung

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Es gibt sie noch: die guten Nachrichten! Das Bundeslandwirtschaftsministerium erhöht die Fördergelder zur Jungtierrettung auf 2,5 Millionen Euro! Die Aufstockung um eine ganze Million soll gewährleisten, dass alle antragstellenden Vereine -so genannte Kitzrettungsvereine- Geld bekommen. Eine Umfrage der Deutschen Wildtierrettung, der Deutschen Wildtier Stiftung und des Deutschen Jagdverbandes liefert konkrete Zahlen und Fakten, die zeigen, wie wertvoll dieses Geld investiert ist…


Das Mähen von Feldern ist unerlässlich für die Landwirtschaft, leider auch gefährlich für Jungwild. Es passiert immer wieder, dass junge Wildtiere verletzt oder getötet werden. Um dies zu verhindern sind in ganz Deutschland zahlreiche Ehrenamtliche in ihrer Freizeit im Einsatz für den Tierschutz. Pro Team in der Regel zwei Drohnenpiloten und bis zu sechs Helfern; meist Jäger oder Landwirte. Mit den Drohnen werden Felder und Grünflächen abgeflogen, um dort versteckte Jungtiere zu finden. Die Arbeit dieser Freiwilligen wird besonders im Monat Mai sehr relevant.


Bereits Anfang April werden die ersten Wiesen gemäht. Zahlreiche Junghasen und am Boden brütende Vögel sind von diesen frühen Mäharbeiten betroffen, nur wenige Wochen später auch die Rehkitze. Jedes Jungwildrettungsteam überfliegt im Hauptmonat Mai mit der Drohne im Schnitt 4,5 Quadratkilometer; von März bis Juli waren es insgesamt über 11 Quadratkilometer. Pro zehn Hektar durchsuchtes Gebiet wird durchschnittlich ein Kitz gefunden. Neben Rehkitzen werden besonders häufig junge Feldhasen gerettet und auch Kälber von Dam- und Rothirsch entdeckt. Auch die Gelege von Bodenbrütern, wie Rebhuhn, Fasan oder Stockente - mitunter sogar seltene Arten wie Wiesen- oder Rohrweihe.


475.000 Hektar Land wurden im Jahr 2023 abgesucht. „Das entspricht einem Fünftel der Grünlandfläche, die in Deutschland jährlich gemäht wird.", so Andreas Alfred Brandt von der Deutschen Wildtierrettung. Es besteht also weit mehr Bedarf, als aktuell finanziert wird und geleistet werden kann. 2,5 Millionen sind natürlich viel Geld, doch jeder Euro und vor allem das persönliche Engagement rettet Leben…

Doch was soll man eigentlich tun, wenn man selbst beim Waldspaziergang, auf einer Radtour oder im eigenen Garten Tiernachwuchs entdeckt?

Hektische Hilfeleistung ist jetzt nicht angesagt! Sogar kontraproduktiv. Beobachtet das Tier aus der Distanz eine ganze lange Weile. Rehkitze oder junge Hasen werden von ihren Müttern alleingelassen; zum Säugen kommen sie zurück. Der Nachwuchs ist also gar nicht „verwaist“. Menschliche Präsenz bedeutet für die Kleinen Stress pur! Kommt die Mutter nicht zurück, liegen Kitze nicht leise versteckt im Gras. Sie rufen nach der Mama. Das ist ein Hinweis, dass tatsächlich Hilfe notwendig ist.

So süß und flauschig sie auch aussehen und so hilfsbedürftig sie scheinen: Anfassen ist absolut tabu! Rehkitze zum Beispiel kommen ohne Eigengeruch auf die Welt, damit Fressfeinden sie nicht wittern können. Diese „geniale Tarnkappe“ würde zerstört… Ist es doch zwingend notwendig, dann Tiere nur mit einer dicken Schutzschicht aus Gräsern, Heu oder Blättern anfassen!

Versucht die nächstgelegene Wildtierstation zu erreichen. Dort bekommt ihr fachkundigen Rat. Generell fallen alle Wildtiere unter das Jagdrecht. Zuständig sind also die Jagdbehörde, der -pächter oder Förster.

Die Wildschweinbache verteidigt ihre Frischlinge vehement. Unbedingt Abstand halten! Kleine Eichhörnchen können aus dem Nest fallen, mitunter schon zu Zeiten, wo es noch sehr kalt ist. Auch hier ist Geduld gefordert! Es kann Stunden dauern, bis die Mutter ihr Junges wieder einsammelt.

Anders ist es bei (noch federlosen) Vögelchen. Fallen sie aus dem Nest (und bleiben unbeschadet), dann setzt sie vorsichtig zurück ins Nest. Vogeleltern stört Fremdgeruch nicht. Werden sie älter und größer, werden Jungvögel zu „Ästlingen“. Sie haben ein volles Federkleid und starten die ersten Flugversuche - und die misslingen mitunter. Hat sich ein kleiner Vogel „verflogen“, helft ihm auf einen sicheren Ast oder einen Strauch.

Kurz und gut: Tierschutz ja immer! Aber bitte überlegt und mit Bedacht.